Ähnlich wie bei den Qi tonisierenden Kräutern verhält es sich bei den Blut tonisierenden Kräutern. Es ist äußerst schwierig (wenn überhaupt möglich), die chinesischen Blut tonisierenden Kräuter durch westliche Kräuter zu ersetzen. So ist es bespielsweise kaum möglich, die chinesische Angelikawurzel (Rx. Angelicae Sinensis, chinesische Bezeichnung: Danggui) durch ein westliches Kraut zu ersetzen. Ähnlich verhält es sich bei der Rehmanniawurzel (Rx. Rehmanniae Praeparata, chinesische Bezeichnung: Shudihuang). Ich darf aus diesem Grund an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ein Blut-Mangel effektiv durch eine entsprechende diätetische Verhaltensweise behandelt werden kann. Zum Aufbau dieser Rezeptur:

Kaiserkraut: Weiße Pfingstrosenwurzel (Rx. Paeoniae Albae), das das Leber Blut tonisiert und gleichzeitig das Yin bewahrt bzw. nährt.

Ministerkraut: Brunnenkresse (Hb. Nasturtii) handelt es sich um ein scharfes, leicht bitteres, thermisch warmes Kraut, das gleichzeitig das Leber-Blut aufbaut, Schleim-Kälte ausleitet und den Verdauungstrakt anregt. Die thermisch kühle Brennnessel (Hb. Urticae) nährt als Ministerkraut das Leber-Blut und löst Leber-Qi Stagnationen auf. Sie dient auch als Schutz vor einer zu stark nährenden bzw. befeuchtenden Wirkung der Pfingstrosenwurzel (Rx. Paeoniae Albae), da Brennnessel (Hb. Urticae) eingesetzt werden kann, um Feuchtigkeit aus dem Bereich des Unteren Erwärmers auszuleiten.  Die süßen, leicht zusammenziehenden, thermisch warmen Leinsamen (Sm. Lini) stärken das Qi von Milz und Magen und nähren als Ministerkraut gleichzeitig das Blut. Sie sind indiziert, wenn aufgrund eines Blut-Mangels Verstopfung mit trockenem Stuhl vorliegt.

Helferkraut: Das adstringierende, leicht süße, bittere, thermisch kühle Gänsefingerkraut (Hb .Anserinae) tonisiert als Helferkraut einerseits den Verdauungstrakt, andererseits besitzt es eine Blut kühlende und krampflösende Wirkung. Es ist wichtig, bei Vorliegen eines Blut-Mangels das Milz-Qi zu tonisieren, da bei einer Schwäche des Milz-Qi die Blutproduktion beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund finden sich 3 Gramm Süßholz (Rx. Glycyrrhizae) als Helferkraut in der Rezeptur.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass diese Rezeptur ausgewogen ist. Sie enthält sowohl thermisch kühle wie auch warme Kräuter. Neben den Leber-Blut tonisierenden Kräutern enthält sie auch Kräuter, die das Milz-Qi tonisieren. Daher kann diese Rezeptur über einen längeren Zeitraum hindurch eingenommen werden, obwohl ich an dieser Stelle noch einmal festhalten möchte, dass mit chinesischen Kräutern ein Blut-Mangel effektiver behoben werden kann als mit westlichen Kräutern.